27 Wehren, BRK, Polizei und Bergwacht suchen bei Übung "verunglückte" Fallschirmspringer
Kemnath/Immenreuth. (kr) Im Katastrophenfall und bei ungewöhnlichen Ereignissen müssen alle Hilfs- und Rettungsorganisationen, von der Feuerwehr bis zur Polizei, eine homogene Einheit bilden. Im Getriebe der Zusammenarbeit darf kein Rädchen aus dem Ruder laufen. Und die Frage lautet immer: Was ist wenn? Wenn der schlimmste Fall eintritt, wenn Mann und Maus benötigt werden, dann sollte es, dann muss es funktionieren. Zum Üben ist es dann zu spät.
Damit es nicht zu spät ist, wurden am Samstagnachmittag alle 27 Feuerwehren des westlichen Landkreises Tirschenreuth, Rettungseinheiten des Roten Kreuzes, drei Bergwachtbereitschaften sowie die Polizei mit einer zusätzlichen Hundestaffel zum Sammelplatz Tannenberglift in der Gemeinde Immenreuth zu einer Großübung in Marsch gesetzt. Die Ausgangslage: Eine militärische Luftlandeeinheit sollte Fallschirmspringer im Punreuther Becken absetzen. Eine kräftige Sturmböe erfasste eine Gruppe der Luftlandetruppe und verstreute sie über das Waldgebiet der Flötz und des Lenauer Forstes. Acht zum Teil schwerverletzte Soldaten galt es in dem unübersichtlichen Gebiet zu finden, zu versorgen und zu bergen.
Zur besonderen Herausforderung entwickelte sich die Bergung eines ohnmächtigen Fallschirmspringersaus dem Geäst einer kräftigen Buche. Ihn abseits der Straße am von dichtem Unterholz bewachsenen Hang zu finden, war die erste zu meisternde Hürde.
Zur Bewältigung der Aufgabe wurde das unwegsame Gelände in Zonen eingeteilt. Jedem dieser Gebiete wurden drei aus verschiedenen Wehren zusammengestellte Suchgruppen zugeteilt. Sie erhielten Verstärkung durch eine ortskundige Person und einen Rettungssanitäter. Für den Funkkontakt der Einsatzkräfte mit der Einsatzzentrale war es erforderlich, einen Knotenpunkt auf dem Gipfel des Tannenberges einzurichten, der Meldungen empfing und weiterleitete.
"Wir sind eine Gemeinschaft, die Personen schützt, rettet und versorgt, und bilden eine Einheit", betonte Kreisbrandmeister Otto Braunreuther. In derartigen Übungen sah er den Auftrag, diese Gemeinsamkeit zu festigen. Vermissten Personen mit einer Hundestaffel auf die Spur zu kommen, wechselte sich mit der Begegnung der Suchtrupps mit Hirschen im Steilgelände ab. Den Rettungskräfte bauten sich zu dem noch Sprachprobleme mit den zu Rettenden auf, da sie meist nur englisch sprachen.
Bei der Alarmierung um 14.45 Uhr wussten die Rettungseinheiten noch nichts von den hohen Anforderungen. Ein Wochenendspaziergang sollte es für die 299 Teilnehmer nicht werden. Zu wenige, wie bei der Nachbetrachtung Kreisbrandmeister Otto Braunreuther feststellte. Drei Gruppen für eine Zone seien bei der Großlage nicht ausreichend gewesen. Damit hatte er ein Ziel der Übung bereits erreicht: Erfahrungen zu sammeln. "Was nicht geklappt hat, das machen wir beim nächsten Mal nicht falsch."
Für die Abschlussbesprechung spendeten die Meistermetzger Ponnath 75 Kilogramm Leberkäse, der Rewe-Markt und das Getränkeland Kemnath die Getränke sowie die Bäckereien Krauß und Bayer 600 Semmeln. Zu der Nachbetrachtung in der Scheune des Punreuther Kommandanten Gerhard Popp hieß Otto Braunreuther die Gemeindeoberhäupter Peter Merkl (Immenreuth), Werner Nickl (Kemnath) und Günter Kopp (Kulmain) willkommen, ebenso Staff Sergeant Jim Smith von der U.S. Army in Grafenwöhr.
Der in Kulmain lebende Soldat unterstützte die Feuerwehren beim Brand des landwirtschaftlichen Anwesens am 30. September. Tatkräftig trug er zur Rettung der Rinder bei, lobte Braunreuther und ergänzte, die Nachrichtenagentur CNN verbreitete dies rund um den Globus. Jim Smith besorgte zudem mit die Fallschirme und Uniformen für die Statisten.
Nichts schönreden
Ein weiterer Gruß galt den Leiter der Polizeiinspektion Kemnath, Bernhard Gleißner, Kreisbrandinspektor Hans Zetlmeisl und dem Einsatzleiter des BRK-Rettungsdienstes, Hans-Peter Scharf. Für ihn war wichtig zu erkennen, wo und wie schnell an Grenzen gestoßen wird. Schöngeredet werden sollte auch bei solchen Übungen nichts. Im Ernstfall würde sehr schnell auf die oberfränkische "Manpower" der Bergwachten Mehlmeisel, Fichtelberg und Bischofsgrün zugegriffen werden müssen. Gerade für die Bergwachten Tannenberg, Fuchsmühl und Weiden wurde der nicht feuerwehrtypische Einsatz zu einer eigenen Übungseinheit. Menschen aus Bäumen und unwegsamen Steilgelände zu retten, dafür verfügen sie über das erforderliche Wissen und Material.
Quelle: Der neue Tag / oberpfalznetz.de