BRK befürchtet durch neues Gesetz wirtschaftliche Risiken und Auswirkungen auf die Versorgung
Tirschenreuth. Eine flächendeckende Versorgung durch ambulante Pflegedienste sieht BRKKreisgeschäftsführer Holger Schedl in Gefahr. Mit dem eben in Kraft getretenen Pflegeneuausrichtungsgesetz sind betriebswirtschaftliche Zwänge vorgezeichnet.
Mit der Problematik konfrontierten Schedl und die Leiterin des Ambulanten Pflegedienstes, Angelika Landgraf, Bundestagsabgeordneten Albert Rupprecht. Der Gesetzgeber will den Patienten eine Wahlfreiheit bei den ambulanten Pflegeleistungen geben. Nunmehr kann er zwischen einer Komplexleistung und einer Zeitleistung und entsprechender Abrechnung wählen. "Der Ansatz ist gut, doch sind die Konsequenzen bewusst und beabsichtigt?"
Das bewährte Modell basiere auf der Grundlage des Solidaritätspaktes. Die pauschalen Vergütungssätze, unabhängig vom individuellen pflegerischen Versorgungsaufwand, stellten für den ambulanten Pflegedienst eine Mischkalkulation dar. "Bei einem Kunden dauert es weniger, bei anderen mehr." Aber das sei laut Schedl auch ganz normal. "Kostendeckung war möglich, jeder Kunde konnte individuell gepflegt werden."
Bei der Zeitleistung wird nun nach dem tatsächlichem Aufwand abgerechnet. Kunden mit einem geringen Zeitaufwand wählen natürlich diese. Kunden mit einem höheren bleiben hingegen bei der Komplexleistung. "Damit wird der Solidarpakt aufgegeben." Albert Rupprecht nahm den Hilferuf wahr und sagte zu, sich der Thematik im Bundestag aktiv anzunehmen.
Schedl und Projektmanager Johannes Prechtl informierten den Abgeordneten weiter über das Projekt "Leben+", das im September 2012 startete. Ziel ist der Aufbau eines Versorgungsnetzwerkes, das es Senioren ermöglicht, möglichst lange gut versorgt in ihrem Eigenheim verbleiben können. Im Bereich des "Casemanagements" soll Unternehmen für ihre Arbeitgeber eine Entlastungsstruktur angeboten werden, so dass beispielsweise bei Pflegebedürftigkeit von Angehörigen oder Betreuungsbedarf von Kindern schnell individuelle Lösungen parat sind und die Ausfallzeiten für den Betrieb gering bleiben.
Weiterer Bestandteil ist das Quartiermanagement, mit dem Stadtkerne, in denen es oftmals große Leerstände gibt, untersucht und durch neue Projekte für Senioren sowie alle anderen Generationen durch verbesserte Rahmenbedingungen attraktiv gemacht werden.
Die Ausgangspunkte für das Projekt sind die Städte Bärnau und Kemnath, bevor eine schrittweise Ausweitung auf dem gesamten Landkreis erfolgt. Ermöglicht wird das Projekt durch eine Starthilfe-Förderung der Glücksspirale.
Quelle: Der neue Tag / oberpfalznetz.de