Endlich raus aus der Ecke: Seit Wochen steht Roland Grillmeier unter Druck. Mit der vom Freistaat geförderten Corona-Studie kann der Landkreis Tirschenreuth einen weltweit beachteten Beitrag zur Erforschung der Pandemie leisten.
Tirschenreuth/Regensburg. "Die Zeit-Redakteurin fragt immer wieder nach diesem Bierfest", sagt Landrat Roland Grillmeier genervt. "Was haben Sie denn am 7. März gemacht?", stellte er die Gegenfrage. Die Reporterin sei ebenfalls auf einer Veranstaltung mit 450 Leuten gewesen. "Damals hat keiner absehen können, wie dramatisch sich das entwickelt. Wir haben daraus gelernt", findet Grillmeier.
Und auch Wissenschaftsminister Bernd Sibler bestätigt: "Die Fallzahlen sind zwar noch immer hoch, die Situation hat sich aber normalisiert." Bei den Neuansteckungen bewege man sich im bayerischen Schnitt. "Maßnahmen wie die Ausgangssperre in Mitterteich haben gewirkt." Landtagsabgeordneter Tobias Reiß ergänzt: "Die Menschen bei uns im Landkreis sind sensibilisiert, deshalb bin ich mir sicher, dass sie sich in ausreichender Zahl an der Studie beteiligen werden."
Die Studie "Prospektive Covid19-Kohorte Tirschenreuth" (TiKoCo19) soll mit Hilfe einer zufälligen Stichprobenanalyse den Nachweis zutage fördern, wie viele Menschen sich im Landkreis wirklich mit dem Virus infiziert haben. Die Wissenschaftler der Universitätskliniken in Regensburg und Erlangen vermuten, dass die Zahl deutlich über der bisher ermittelten liegt. Sie könne Aufschluss über die Immunität in der Bevölkerung und die Ausbreitungsdynamik geben.
Im Landkreis sollen bis zu 4500 Blutproben aus repräsentativ ausgewählten Haushalten genommen werden. Die per Zufall ausgewählten Personen werden per Post informiert. Die Teilnahme ist freiwillig. "Etwa fünf Prozent der Bevölkerung", erklärt Professor Dr. Ralf Wagner vom Institut für klinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Regensburg. Nach einer ersten Blutprobe noch im Mai sollen nach jeweils vier bis sechs Monaten eine zweite und dritte Welle folgen.
von Jürgen Herda
Quelle:Der Neue Tag / www.onetz.de