94 Prozent der Bevölkerung finden Blutspenden wichtig. Doch laut Statistik spenden nur 3,5 Prozent. Für Waldsassen scheint dieser Trend nicht zu gelten. Am Blutspendetag stehen die Leute Schlange. Dennoch: "Wir freuen uns über jeden neuen Erstspender", sagt Rita Süß vom BRK.
Waldsassen. (ubb) "Schwindelig wird mir nur, wenn ich vorher zu wenig trinke", erklärt Jürgen Schicker und schaut gelassen auf ein Blatt Papier, das ihm ein Mitarbeiter des Blutspendedienstes Regensburg zur Information in die Hand gedrückt hat. Währenddessen fließt sein purpurrotes Blut langsam und träge, angeschlossen über eine Kanüle im rechten Arm, in ein Behältnis.
Viele fleißige Hände
Einen halben Liter davon verschenkt der 40-jährige Waldsassener am Blutspendetag. "Sollte mit ein Unglück geschehen, rettet das Blut eines anderen vielleicht mein Leben. Deshalb spende ich meines auch", nennt er den Grund, warum er seit zehn Jahren immer wieder kommt.
Damit dies weiterhin so bleibt mit dem Spenden des Lebenssaftes für andere, sind nicht nur treue Spender, sondern auch viele helfende Hände vonnöten. Im BRK-Heim Waldsassen sind an diesem Donnerstagnachmittag gut zehn Leute am Werk. Bis auf die Ärzte und den fünfköpfigen Blutspende-Dienst aus Regensburg, zuständig fürs "Anzapfen" der Adern, arbeiten alle ehrenamtlich. Rita Süß macht das sogar schon seit 35 Jahren. Immer, wenn in Waldsassen das weiße Banner mit "Donnerstag Blutspendetag" um Spender wirbt, fährt sie nach ihrem Job zum BRK. Dort kümmert sich Rita Süß gemeinsam mit ihren Kollegen um die Organisation.
Das geht Hand in Hand. Hier wird Kaffee gekocht, dort bauen Brigitte Kirschbaum, Silvia Riedl und Katrin Dotzauer die Geschenke für die Blutspender auf, denn diese erhalten für ihr Engagement vom BRK nette Kleinigkeiten. Bald ist der "Gabentisch" fertig und beinahe könnte man meinen, es wäre schon Weihnachten. Kinderspielzeug ist zu finden ebenso wie Küchengeräte, schicke Handtücher und vieles mehr. "Außerdem gibt es für zwei Mal Blutspenden einen Kino- oder Sibyllenbad-Gutschein", legt Rita Süß noch eine kleine Anerkennung drauf.
Brotzeit und Ruhe
Derweil hat es Jürgen Schicker geschafft. Gehen darf er aber nicht gleich. Und auch nicht Autofahren. Eine halbe Stunde, heißt es, sollte er sich gönnen. Immerhin ist ein Blutverlust von 500 Millilitern kein Pappenstiel für den Körper. Während sich Jürgen Schicker mit einer Brotzeit stärken kann, ist seine Liege wieder besetzt, ebenso wie die restlichen Plätze. Vor dem Raum, in dem die Voruntersuchung durch die Ärzte stattfindet, bildet sich eine kleine Schlange. Aber die Leute sind sehr geduldig, die meisten kennen das Prozedere von früheren Terminen.
Erstspender begehrt
Rita Süß begrüßt zahlreiche Bekannte am Empfang, wo sie die nötigen Dokumente zum Ausfüllen aushändigt. "Manche kenne ich seit der ersten Stunde", erzählt sie von Spendern, die dem BRK seit Jahrzehnten die Treue halten. Zu den fleißigen "Zapfsäulen" gehört auch Josef Chrobok, ebenfalls BRK-Mitglied. Der 65-jährige Waldsassener rechnet nach und kommt auf gut 110 Blutspenden. Umgerechnet sind das sage und schreibe 55 Liter Blut. Das muss man sich einfach mal in Kübeln vorstellen. Die Mediziner sind dafür natürlich sehr dankbar und können nicht genug davon kriegen. Auf die Frage, welche Spender das BRK am dringendsten braucht, kommt dann auch blitzschnell nur eine einzige Antwort: die Erstspender! "Nachwuchs" ist wie überall heiß begehrt. Und da sei das Alter zwischen 18 und 69 völlig egal, sagt Rita Süß. Hauptsache, die gesundheitlichen Voraussetzungen für den Spenderausweis passen. Außerdem wird jede Blutspende auf Hepatitis und HIV untersucht.
Wer sein Blut spenden möchte, hat dazu auch im Landkreis Tirschenreuth das ganze Jahr über viele Möglichkeiten. Die nächsten Gelegenheiten bestehen am Dienstag, 29. August, von 15.30 bis 20 Uhr in der Erbendorfer Stadthalle; am Mittwoch, 30. August, von 16.30 bis 21 Uhr im Bärnauer BRK-Bereitschaftsraum und am Montag, 4. September, von 15.30 bis 20.30 Uhr in der Mittelschule Tirschenreuth.
Quelle: Der neue Tag / onetz.de