Kemnather BRK bei Fachdienstlager in Chamerau - Geschultes Personal teils ohne Ausrüstung
Kemnath. (wew) Die steigende Zahl von Gefahrguttransporten stellt ein nicht zu unterschätzendes Einsatzpotential für den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz dar. Auch weisen Unfallstatistiken jedes Jahr eine Vielzahl von Gefahrgutunfällen aus. Trotz strenger Vorschriften sind oftmals die Giftstoffe der Lkw-Ladungen nicht ausreichend deklariert.
Beim ersten Fachdienstlager der ehrenamtlichen BRK-Spezialeinheiten zur Dekontaminierung gefährlicher Stoffe in Chamerau waren auch die speziell geschulten BRK-Helfer der Bereitschaft Kemnath vertreten. Landesfachdienstführer Tobias Muhr stellte die Arbeit aller zwölf bestehenden bayerischen Einheiten vor.
Neue Maßstäbe
"Unsere Retter können Patienten, die mit Giftstoffen in Berührung gekommen sind, medizinisch behandeln und gleichzeitig dekontaminieren." Dies sei ein Vorteil, den nur das BRK bieten könne. Damit setze das BRK als größte Rettungsdienst- und Katastrophenschutzorganisation neue Maßstäbe.
Die Sondereinheiten sind für Einsätze mit Giftstoffen und anderen gefährlichen Substanzen ausgerüstet. Sie können bei Unfällen mit chemischen, biologischen, radiologischen, nuklearen und explosiven Ladegütern (CBRN(E)-Ereignisse) eingesetzt werden. Die erste Sondereinheit hatte vor 25 Jahren Michael Daiminger in Cham nach dem dramatischen Unfall eines Lastwagenfahrers, der unbekannte Giftstoffe geladen hatte, gegründet. Aufgrund der Gefährdungslage anlässlich der Fußball-WM wurden 2006 weitere Gruppen zur Dekontaminierung ausgebildet.
Im Einsatzfall werden über die integrierten Leitstellen für Rettungsdienst und Feuerwehr die BRK-Sondertrupps angefordert. Jeder der Experten ist mit einem orangefarbenen Schutzanzug ausgestattet. In den Anzug ist auch der Kopfschutz mit einer geräumigen Haube mit einem großen Sichtfeld integriert. Ein Gebläse versorgt die Spezialisten mit gereinigter Frischluft, damit kommt das Einsatzpersonal nicht mit kontaminierter Luft in Berührung, was eine Einsatzdauer von bis zu vier Stunden erlaubt.
Zunächst Erstversorgung
Bei Einsätzen mit konventionellen Atemmasken zeigten Versuche, dass nur eine Einsatzzeit von maximal 30 Minuten möglich ist. Die Kommunikation erfolgt über Funk mit eingebauten Headsets. Bei einem Einsatz werden alle Patienten, die mit gefährlichen Stoffen Kontakt hatten, vorher medizinisch erstversorgt und dann mit Wasser und Seife abgewaschen.
Leider verfügt nur die Einsatzgruppe des BRK-Kreisverbandes Tirschenreuth mit der Fachgruppe in Kemnath über ein eigenes, speziell hierfür vollständig ausgerüstetes Fahrzeug. Die Anschaffung für alle zwölf ausgebildeten Einheiten und die Ausrüstung der Mitarbeiter des allgemeinen Rettungsdienstes, die auch entsprechend geschult wurden, scheitert bisher an der Weigerung der Kostenträger, die Finanzierung zu übernehmen. Die ehrenamtlichen BRK-Spezialeinheiten fordern daher mehr finanzielle Unterstützung für diese Aufgabenstellung.
Quelle: Der neue Tag / oberpfalznetz.de