· Pressemitteilung

Fremde sollen Freunde werden

Acht Flüchtlinge sind seit Ende vergangener Woche in Bärnau untergebracht. Betreut werden die Asylbewerber unter anderem von den freiwilligen Helfern der Nachbarschaftshilfe, wie etwa Maria Gleißner (links), Inge Kellner (Siebte von links), Heidi Fichtner (rechts) und Josef Zant (Dritter von rechts). Sie kümmern sich um die vielen kleinen Dinge des Alltags. Bild: bir

Der Strom der Flüchtlinge reißt nicht. Auch in Bärnau sind mittlerweile acht Asylbewerber aus Syrien und dem Irak angekommen. Sie alle haben eine gefährliche und abenteuerliche Flucht hinter sich.

Von Robert Birkner

Bärnau. Die jungen Leute mussten in ihrem eigenen Land um Leben und Freiheit fürchten, suchen nun einen Ort, an dem sie sicher sind vor Gefahr und Verfolgung.  

So erzählt etwa der 20-jährige Abdullah aus der heftig umkämpften Stadt Aleppo in Syrien, dass er Medizin studieren wollte, aber abbrechen musste und geflohen ist. Sein Bruder sei im Auto erschossen, ein weiteres Familienmitglied mit vier Schüssen niedergestreckt worden.

Abdullah hat einen Traum

Sein Traum ist es, in Deutschland sein Medizinstudium fortsetzen und abzuschließen zu können. Allein auf sich gestellt, führte ihn seine Flucht unter anderem auch durch Mazedonien, das er in 22 Tagen zu Fuß durchquerte. Der 39-jährige Ali aus Bagdad berichtet, dass er 20 Jahre Polizeidienst hinter sich habe. Als er sich geweigert habe mit Al Qaida zu kooperieren, sollte er liquidiert werden. Gerade noch rechtzeitig sei ihm die Flucht gelungen.

Das junge Ehepaar Valentyna und Aleesa, sie Agrar-Ingenieurin, er Architekt, floh mit Hilfe von Schleusern aus Syrien. Zuerst versteckt auf einem Lastwagen, dann wieder oftmals viele Stunden zu Fuß weiter und später dann mit anderen Verkehrsmitteln bis nach Deutschland. Froh sind auch der 22-jährige Autolackierer Mohammad und der 27-jährige Abdoullah aus Syrien, der zuletzt in einem Restaurant gearbeitet hatte, dass sie wohlbehalten in Deutschland angekommen sind. Ebenso die beiden Brüder Mohammed (27) und Ahmed (20), Verkäufer und Maler aus Bagdad.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft schlug den Neuankömmlingen aus der Bevölkerung entgegen - verbunden mit vielen Sachspenden. Die Nachbarn kommen öfter mal kurz vorbei, versorgen sie mit Kuchen und Plätzchen. Und jeder, der bei ihnen vorbeischaut, wird wie selbstverständlich auf einen Kaffee oder Tee eingeladen. Die jungen Leute sind Selbstversorger, bereiten ihre Mahlzeiten selbst zu. Sie kochen gut und gerne, wie sich der eine oder andere Besucher schon überzeugen konnte.

Willkommensgruß

Viele örtlichen Vereine und Privatpersonen erklärten sich sofort bereit, mit verschiedenen Angeboten, sportlicher oder kultureller Art, behilflich zu sein. Auch Bürgermeister Alfred Stier hieß die neuen Mitbewohner willkommen. Die Erstversorgung der Flüchtlinge übernahm die Arbeiterwohlfahrt. Tatjana Schumacher überreichte nützliche Care-Pakete. Die soziale Betreuung in Bärnau übernehmen die verantwortlichen Stellen des Landratsamtes, die Arbeiterwohlfahrt
und die Caritas.

Kurze Wege

Und dann sind da noch die freiwilligen Helfer der Nachbarschaftshilfe Bärnau, die sich gerne allen Fragen, Problemen, Anliegen und Behördengängen annehmen und so auch kurze Wege gewährleisten. Ansprechpartner sind Wolfgang und Inge Kellner, Telefon 09635/924311 oder 0152/31787528.

Hintergrund

Weltweit sind UN-Angaben zufolge derzeit 51 Millionen Menschen auf der Flucht - so viele wie nie zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Gründe sind vielfältig: Krieg und Bürgerkrieg, Verfolgung, Folter, Vergewaltigung, drohende Todesstrafe, Zerstörung der Existenzgrundlagen - um nur einige zu nennen.

Denn in manchen Ländern genügt es schon, der falschen Rasse, Religion oder politischen Gruppierung anzugehören, damit man um sein Leben fürchten zu müssen. Vor diesen Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierungen und Repressalien, sind Hunderttausende jedes Jahr gezwungen zu fliehen, oft genug unter Lebensgefahr.

Darunter sind auch Kinder, die von ihren Eltern allein auf die Flucht geschickt werden, deren Familien zerrissen oder deren Angehörige tot sind. Die weltweite Menschenrechts- und Flüchtlingssituation ist und bleibt somit weiterhin besorgniserregend. (bir)

 

Quelle: Der neue Tag / oberpfalznetz.de