Waldsassen. (rti) Die ersten 100 Corona-Impfdosen (20 Ampullen) für den Landkreis sind schon am Samstag eingetroffen. Notfallsanitäterin Melissa Wagner, die die Leitung des Impfzentrums Waldsassen inne hat, und Gerald Wagner holten sie am Übergabepunkt persönlich ab und brachten die Vakzine in das ehemalige Krankenhaus Waldsassen. Das teilte das Bayerische Rote Kreuz als Betreiber des Impfzentrums mit.
Wie geplant begannen dann am Sonntag die Impfungen: Zwei mobile Teams fuhren zwei Pflegeheime an, um Bewohner und Mitarbeiter zu immunisieren. Außerdem bekamen im Impfzentrum fünf Ärzte das Vakzin gespritzt. "Der Start hat dank der guten Vorbereitung, Motivation und Flexibilität unseres Teams geklappt. Bis Routine in alle Abläufe kommt, wird es aber noch einige Tage und Durchläufe benötigen", sagte Melissa Wagner am Sonntagnachmittag.
Harte Zeit für Dr. Nemsow
Als erster Mediziner im Landkreis ließ sich Dr. Achim Nemsow im Impfzentrum Waldsassen impfen. Der Grund: Der Mitterteicher hilft dort mit und ist somit in der obersten Prioritätsstufe. Wobei Nemsow die Auswirkungen von Covid-19 im Frühjahr schon am eigenen Leib spüren musste.
Er hatte sich mit dem Coronavirus infiziert, und es war für den Mediziner eine mehr als harte Zeit. Nemsow konnte rund vier Monate nicht arbeiten. "Es war keine Bagatelle. Es war schon eine Herausforderung, vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer zu kommen", berichtet er auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Mittlerweile gehe es ihm wieder gut.
Obwohl der Arzt an Corona erkrankt war, hat er keine Antikörper mehr im Blut. Deswegen ließ er sich impfen. "Ich will diese Erkrankung nicht noch einmal erleben." Nemsow will damit aber auch möglichst viele Skeptiker überzeugen, sich immunisieren zu lassen.
Schreiben an Feuerwehrler
Daher hat er sich in seiner Funktion als Kreisfeuerwehrarzt in einem Schreiben, das es als Lang- und Kurzversion gibt, an alle Feuerwehrdienstleistenden im Landkreis gewandt. "Es sind leider noch immer viele Unsicherheiten vorhanden. Verständlich, weil viel (zu viel) diskutiert wird und sich deshalb jeder Gedanken um Nutzen und Schaden bei dieser Impfung macht", so der Mitterteicher. Er sei prinzipiell überzeugter Impf-Freund. Im Falle von Corona aber noch mehr als sonst. In dem Schreiben habe er daher einige Fakten zusammengefasst, um jedem einzelnen seine Entscheidung zu erleichtern:
■ In die Entwicklung des Impfstoffs sei sehr viel Geld hineingesteckt worden. Der Ablauf des Forschungsprozesses sei identisch mit anderen Impfstoffen und die Anzahl der Testpersonen sogar höher als sonst üblich.
■ Der Zulassungsprozess sei wegen der parallelen Datenauswertung schneller als sonst gewesen.
■ Die Nebenwirkungen des Impfstoffs seien etwa auf dem Niveau anderer Impfungen. Somit könne man von einer guten Verträglichkeit sprechen.
■ Der Impfstoff biete eine "hervorragende Wirkung mit einem Schutz von rund 95 Prozent".
■ Der Impfstoff enthält Teile des viralen Erbgutes, der RNA (Ribonukleinsäure). Unser Erbgut ist DNA, "das ist eine grundlegend andere Struktur. Nach allen wissenschaftlichen Kenntnissen ist eine Veränderung des menschlichen Erbguts daher nicht möglich."
■ Langzeitfolgen seien aktuell nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen, aber unwahrscheinlich. Aus wissenschaftlicher Sicht sei das Risiko sehr gering, weil unser Körper die fremden Eiweiße aus der Impfung extrem schnell abbaut.
Aus diesen Gründen appelliert Nemsow an die Feuerwehrkameraden, das Impf-Angebot des Staates anzunehmen.
Der nächste Impfstoff für den Landkreis wird nach Auskunft des Roten Kreuzes am Dienstag und Donnerstag, 29. und 31. Dezember, angeliefert. Hier werden insgesamt über 500 Dosen erwartet. Die Termine mit den stationären Einrichtungen für die Bewohner und Mitarbeiter seien dafür bereits vereinbart. Außerdem geht am Dienstag zusätzlich ein Team der Bundeswehr (Arzt und zwei medizinische Kräfte) zur Unterstützung noch in Dienst. Damit sind drei mobile Teams im Landkreis unterwegs. Wann die Impfungen im Impfzentrum selber regulär starten, steht noch nicht genau fest.
Quelle: Der Neue Tag / www.onetz.de