Kemnath. (mde) Bei Arbeiten mit einem Bagger an der Eisfläche des Straubinger Eisstadions kam es zu einem gefährlichen und verhängnisvollen Zwischenfall. Die darunter verlaufende Ammoniakleitung zur Kühlung wurde abgerissen, das Gas trat aus. Die stark stechend riechende, farblose, wasserlösliche und giftige Verbindung aus Stick- und Wasserstoff breitete sich aus. Viele Menschen waren dabei in Gefahr, auch Kinder einer nahe liegenden Schule und Anwohner in Siedlungen der umliegenden Straßenzüge.
Der Gefahrstoffunfall weitete sich zum Großeinsatz von Einsatzkräften der Feuerwehren, des Rettungsdienstes, der Polizei sowie Fachgruppen weiterer Organisationen aus. Da zunächst unklar war, wie viele Menschen der Gefahr ausgesetzt waren, wurde eine Vielzahl an Kräften und Gerätschaften in die kreisfreie Stadt nach Niederbayern entsandt. Umgehend begannen die Evakuierung und das Ziehen eines Absperrradius’. Anwohner und Schüler brachten die Einsatzkräfte in Sicherheit.
Wie der Fachdienstleiter der „CBRNE-Gruppe“ der Kemnather BRK-Bereitschaft Markus Heining berichtet, sind die Kemnather Kräfte gegen 9.30 Uhr von der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz alarmiert worden. Bereits nach rund 15 Minuten rückten er als Fachdienstleiter sowie die ehrenamtlichen Kräfte Patricia Oettl, Max Franz, Susanne Staufer, Annika Arnold und Anita Schraml mit dem Einsatzfahrzeug in den Straubinger Hagen aus. „Zwei Stunden nach Alarmeingang waren wir vor Ort, um zu helfen“, berichtet Heining am Tag nach dem Ereignis.
„Anfangs war davon die Rede, dass rund 200 Personen betroffen sind“, betont Heining. Nach seinen Angaben sind schließlich 47 Menschen durch die Dekontaminationsstellen vor Ort geschleust worden. Die Kräfte des Fachdienstes aus dem BRK-Kreisverband Tirschenreuth dienten der Absicherung der direkt am Schadensort eingesetzten Einsatzkräfte, sowie der Arbeiter der Fachfirmen, die sich um die Eindämmung des Austritts bemühten. „Wir waren mit unseren Einsatzkräften und der Ausrüstung am ,Graubereich’ der Einsatzstelle eingesetzt, arbeiteten eng mit den vorgehenden Kräften zusammen.“
Die Personen, die in Sicherheit gebracht wurden, kamen in einer Turnhalle unter. Laut Polizeiangaben waren dies 118 Schüler und rund 150 Anwohner. Insgesamt gab rund 15 Verletzte. 9 Personen kamen nach Angaben des Bayerischen Rundfunks (BR) in Krankenhäuser. Die meisten klagten über Atemwegs- und Augenreizungen sowie ähnliche Symptome.
Mehrere Hundert Einsatzkräfte unterschiedlicher Hilfsorganisationen waren in Straubing über Stunden vor Ort eingesetzt oder standen auf Abruf in Bereitschaft. Die Fachgruppe aus Kemnath beendete gegen 18 Uhr den Einsatz und trat die Heimreise an. Auch die Anwohner des Eisstadions konnten am Abend wieder in ihre Häuser zurückkehren, die Schule den Betrieb nach dem Vorfall bereits am Donnerstag wieder aufnehmen.
Laut BR ermittelt nun die Kriminalpolizei in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Wie hoch der Schaden sei und welche Kosten entstanden, sei aktuell nicht abschätzbar.
CBRNE-FACHGRUPPE
Neben der Fachgruppe „CBRNE“ (chemische, biologische, radiologische, nukleare und explosionsgefährdete Stoffe) aus Kemnath waren auch die Einheiten aus Cham, Kirchroth, Landshut und Freyung-Grafenau nach Straubing beordert worden. Die Fachgruppe im BRK-Kreisverbandes Tirschenreuth, die in Kemnath stationiert ist, ist eine von zwölf Spezialeinheiten des Roten Kreuzes im Bereich der Dekontamination im gesamten Freistaat. Deren Fahrzeuge und Ausrüstungen sind Bestandteil der Vorhaltung im bayerischen Katastrophenschutz.
(mde)
Quelle: Der neue Tag / onetz.de