· Pressemitteilung

Retter wurden selbst gerettet

Das Erlebte werden sie nie mehr vergessen: Markus Söllner, Peter Faget, Thomas Mauersberger (Technischer Leiter), Jasmin Brunner, Matthias Popel, Tanja Schneider, Bernd Hör, Wolfgang Bauer und Markus Mickisch (v. li.) sind in Passau mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davongekommen.

Tirschenreuth. Im Moment der größten Gefahr hatte er keine Angst. "Man ist total mit Adrenalin vollgepumpt. Das Zittern kommt später", erzählt Peter Faget über sein dramatisches Erlebnis beim Einsatz im Hochwassergebiet in Passau. Sein Boot ist in eine Strömung geraten und gekentert, die vier Insassen, darunter er selbst, fielen in die eiskalte Donau.
 
Alles zuerst ruhig
 
Am Montag, 3. Juni wird die SEG Wasserrettungstruppe zum Einsatz nach Passau gerufen. Der 44-jährige Peter Faget, Betriebsleiter im Freibad Tirschenreuth und ehrenamtlicher Wasserwachtler, bittet seinen Chef um Freistellung, die ihm umgehend gewährt wird. Auf dem Weg nach Passau werden Kollegen aus umliegenden Landkreisen mitgenommen.
 
Der Befehl kommt gleich am selben Abend, am Montag gegen 19.30 Uhr. Zwei Boote werden zu Wasser gelassen, eine erste Streife geht gefahrlos über die Bühne. Um 23 Uhr durchpflügen die Boote wieder die jetzt im Stockdunkeln liegende Wasseroberfläche der über die Ufer getretenen Donau. Im Hochwassergebiet ist der Strom abgestellt. Nur zwei kleine Helmlampen beleuchten eine gespenstische Szenerie.
 
Dann Wie bereits berichtet, begab sich die SEG Wasserrettung der BRK Kreiswasserwacht Tirschenreuth am Montagnachmittag in den Hochwasser-Einsatz. Ziel der neun ehrenamtliche Einsatzkräfte mit zwei Motorbooten unter der Führung vom Technischen Leiter der Kreiswasserwacht Thomas Mauersberger war Passau. Die beiden Motorboote wurden dort sofort für Patrouillenfahrt auf den Gewässern in und um Passau eingesetzt.

Bei den Patrouillenfahrt auf der Donau kam es jedoch zu einem tragischen Zwischenfall, der nochmals gut endete.geht alles schnell. Das erste Motorboot gerät in die Strömung und wird an die Prinzregent-Luitpold-Brücke gedrückt. Die Besatzung schafft es, sich selbst und das Boot auf die Brücke zu ziehen. Das zweite Boot, in dem Peter Faget sitzt, will helfen. Dann fällt der Motor aus, die starke Strömung reißt das Boot sofort mit und drückt es ebenfalls gegen die Brücke. Es schlägt um, die Vier-Mann-Besatzung landet unsanft im Wasser. Matthias, ein junger Mann aus Waldsassen, kann sich an den Stahlelementen der Brücke entlanghangeln. Er wird mit einer Rettungsleine aus dem Wasser gezogen.

 

Mitgerissen
 
Die auf der Brücke stehende Mannschaft eilt zu Hilfe. Zunächst können sich Peter Faget und zwei Kollegen ebenfalls an Leinen festhalten. Doch die Strömung ist zu stark, Fagets Gefährten werden mitgerissen. "Dann habe ich auch losgelassen", so Peter Faget, "denn je mehr in einer Gruppe bei Gefahr zusammenbleiben, desto größer ist die Chance auf Rettung." Der mutige Tirschenreuther sieht flussabwärts die Silhouetten zweier Donaukreuzfahrtschiffe und ruft seinen Kameraden zu, sie sollen sich dazwischentreiben lassen, wo Schiffstaue sein müssen. Tatsächlich aber können sich die Gekenterten an ein Beiboot hängen. Faget: "Das rettete uns das Leben. Wir klammerten uns daran und schrien um Hilfe." Vier, fünf Minuten müssen die Männer im eiskalten Wasser ausharren, bis der Kapitän und der Maat der MS Johanna die Hilferufe hören. "Dann begann das Zittern", erinnert sich Peter Faget, der ein weiteres Mal selbst verwundert betont, keinerlei Angst verspürt zu haben. "Ich habe nur an meine Frau und meine drei Kinder gedacht. Und ich habe gedacht: Nein, du hast Familie. Heute ist nicht Sterben an der Reihe!"
 
In der MS Johanna werden die drei Tirschenreuther versorgt. Peter Faget ist voll des Lobs. "Wir bekamen heißen Pfefferminztee und eine Bleibe." Mit dem Handy des Kapitäns werden die Kollegen informiert, dass die drei in Sicherheit sind. Da es keine Möglichkeit mehr gibt, an Land zu kommen, verbringen die Tirschenreuther die Schreckensnacht auf dem Schiff. Am folgenden Morgen wird der Tirschenreuther Einsatz abgebrochen, die neunköpfige Mannschaft fährt noch mit dem Schrecken in den Gliedern nach Hause. "Wir sind überaus glücklich, dass niemand verletzt wurde. Das Boot ist ersetzbar, die Gesundheit unserer Einsatzkräfte nicht", freut sich Wasserwachtvorsitzender Thomas Seiler.. "Unsere gute Ausbildung hat uns vor noch Schlimmerem bewahrt", sagt Peter Faget.

 

Von Ulla Britta Baumer
Quelle: Rundschau Weiden / mittelbayerische.de