Einen Nach-Tarock wollen die Verantwortlichen nicht. Ihnen geht es darum, dass Rettungsdienst und Basisarbeit beim Roten Kreuz vor Ort künftig besser auseinander gehalten werden.
Tirschenreuth. (pz) Anlass waren Äußerungen in der jüngsten Sitzung des Stadtrats Waldsassen. Dort ging es um die Folgen der Neuordnung des Rettungsdienstes und den finanziellen Aufwand dafür: Es werde Geld hinausgeworfen, andererseits werde wieder gesammelt. Die Aussagen mochten die BRK-Verantwortlichen auf Kreisebene nicht unwidersprochen stehen lassen. „Da ist der Rotkreuzler sehr sensibel“, so Kreisvorsitzender Franz Stahl, der von Demotivation der ehrenamtlichen Helfer sprach. Zur Runde in der BRK-Kreisgeschäftsstelle in Tirschenreuth gehörten außerdem Geschäftsführer Holger Schedl und Stellvertreter Sven Lehner, Kreisschatzmeister Erwin Steiner, Rettungsdienst-Leiter Peter Astashenko und der Waldsassener Bereitschaftsleiter Helmut Zeitler.
An der weißen Tafel im Besprechungszimmer des BRK-Kreisverbands dokumentierte Lehner rasch, was Schedl zuvor erläutert hatte. Die schnell gezeichnete Grafik – ergänzt mit Fotos von Einsatzfahrzeugen – brachte es auf den Punkt: Das Vorhalten der Fahrzeuge in blauer Schrift ist öffentlich-rechtlicher Auftrag, beim Einsatz von Autos in blauer Schrift handelt es sich um eine ehrenamtliche Aufgabe.* Letztere zu erledigen, wird über Spenden finanziert. Auch der Erlös der Haus- und Straßensammlung vom 8. bis zum 14. Oktober wird verwendet für Rotkreuzler, die sich in ihrer Freizeit als Lebensretter engagieren – etwa als Helfer vor Ort (HvO). „Abgefedert“, so Franz Stahl, hätten gerade in Waldsassen Ehrenamtliche die Folgen des Abzugs des Rettungswagens aus der Klosterstadt. Dort seien Spendengelder deshalb besonders gut angelegt. An der Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes an sich aber „sind wir unschuldig“, so der BRK-Kreisvorsitzende. „Wir warten momentan“, erklärt Rettungsdienst-Leiter Peter Astashenko zur angekündigten „Nachbetrachtung“. Bei der wissenschaftlich fundierten Studie würden in Echtzeit Einsätze und Fahrten dokumentiert und berechnet. „Die machen nichts anderes, als auf der Karte zu markieren, wo die Rettungswägen am besten stehen.“ Es gehe um die bestmögliche Versorgung für möglichst viele Patienten.
„Das sind ausschließlich kommunale Prozesse“, ergänzte Geschäftsführer Holger Schedl und verwies auf die Zuständigkeit des Zweckverbands. Der BRK-Kreisverband habe darauf keinen Einfluss. Auch der Geschäftsführer unterstreicht die Bedeutung der Helfer vor Ort: In Waldsassen sei der Neuaufbau dankenswerterweise von der Stadt finanziell unterstützt und auch mit Spenden finanziert worden.
Laut Schedl kommen HvO dann zum Einsatz, wenn das öffentlich-rechtliche Rettungsmittel bereits alarmiert ist, „ ... und in der weiteren Umgebung kein nahes Fahrzeug vorhanden ist, um den Einsatz innerhalb der Frist abzuwickeln“. Für diese Unterstützungsgruppe gehe das Rote Kreuz sammeln: „Mitglieder der Bereitschaft gehen von Haustür zu Haustür, um genau dieses System 365 Tage im Jahr aufrecht erhalten zu können.“ Schedl war deshalb die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit wichtig, „ ... dass es eine Vorhaltung gibt, die mit Spenden auch weiterhin unterstützt wird“.
Sanka nicht gleich Sanka
Rote Kreuze tragen alle Einsatzfahrzeuge. Doch Sanka ist nicht gleich Sanka. Erst recht nicht, wenn es um die Finanzierung der vorgehaltenen Rettungsmittel geht. Nicht angebracht ist deshalb Applaus, wenn Kosten für den öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst mit Haussammlungen der Rotkreuz-Helfer aufgewogen werden. Dies wird der Arbeit der ehrenamtlichen Rotkreuzler nicht gerecht.
Sie sind an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden einsatzbereit und nach Notfällen vor Ort. Auf ihrem Rücken den Frust über Unzulänglichkeiten beim öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst auszutragen, ist der falsche Weg. Denn Helfer vor Ort füllen in ihrer Freizeit genau die Lücke, die durch die Neuordnung des Rettungsdienstes im östlichen Landkreis erst entstanden ist.
Quelle: Der neue Tag / onetz.de (* = korrigiert)