· Pressemitteilung

Unangebrachte Sprüche

Unser Kollege wurde hier deutlich unter Druck gesetzt. BRK-Kreisgeschäftsführer Holger Schedl

„Die gesellschaftliche
Verrohung schreitet ständig
voran.“ Mit diesem Satz
beginnt BRK-Kreisgeschäftsführer
Holger Schedl am
Sonntag einen Post auf
Facebook. Anlass ist ein
Vorfall beim Marktplatzfest
in Mitterteich.

Mitterteich. (rti) Holger Schedl ist mit Leidenschaft beim Roten Kreuz. Ein Telefonat mit einem Kollegen hatte ihm am Sonntag „aufgewühlt“, wie er im Gespräch mit dem „Neuen Tag“ sagt. Daher habe er den Weg gewählt, über die sozialen Medien in die Öffentlichkeit zu gehen. Was war passiert? Das Rote Kreuz war am Samstagabend beim Marktplatzfest in Mitterteich mit drei Ehrenamtlichen vor Ort. „Ich habe gehört, dass es eine schöne Veranstaltung war“, so der Kreisgeschäftsführer. Bis auf diesen Vorfall sei es ein „normaler“ Einsatz für seine Leute gewesen. Aber dieser Vorfall habe es in sich gehabt. Ein Rotkreuzler habe selbst in eine Schlägerei eingreifen müssen, um eine Person, auf die immer schlimmer eingeprügelt wurde, vor lebensbedrohlichen Verletzungen zu schützen. Auf dem Weg dorthin hätten sich die Einsatzkräfte sogar noch dumm anmachen lassen müssen. Dabei sollen Sätze wie „Sani, geh’ rein und mach’ deine verdammte Arbeit“ gefallen sein. Erbärmliches Verhalten „So etwas geht natürlich überhaupt nicht. Unser Kollege wurde hier deutlich unter Druck gesetzt“, erklärt Schedl. Eigentlich sollte das Eingreifen in einer solchen Situation von jedem zu erwarten sein. Es dürfe nicht sein, dass Gewalt vollkommen ungehalten und brachial ausgeübt werde und keiner etwas dagegen unternehme. Am Sonntag telefonierte er mit dem betroffenen Kollegen. Dieser habe ihm alles geschildert. Das Gespräch habe Schedl betroffen gemacht. Es werde immer mehr als selbstverständlich angesehen, was seine Leute bei solchen Veranstaltungen leisten. „Und das kann natürlich nicht funktionieren, weil es nicht selbstverständlich und auch kein Job ist“, weist Schedl auf das große ehrenamtliche Engagement hin. Die Einsatzkräfte dafür noch mit unangebrachten Sprüchen zu überziehen, sei einfach nur erbärmlich. Direkte Konsequenz aus dem Vorfall sei, dass den drei Helfern vom Samstag ein Krisendienst zur Verfügung gestellt wird. Wichtig ist Schedl aber auch, nicht alles zu verallgemeinern. Nach dem Motto „Es wird immer alles schlimmer“. Bis Montagmittag wurde Schedls Post 152 mal geteilt. Es gab 254 Reaktionen und über 40 Kommentare. Auch Bürgermeister Roland Grillmeier äußerte sich. Dabei schreibt er davon, dass es schlimm sei, wie einzelne eine tolle Veranstaltung Kaputt machen. Ausdrücklich dankt er den Einsatzkräfte, „die einen guten Job gemacht haben“. Vier Körperverletzungen Aus den Vorfällen folgert er, dass man scheinbar nicht mehr ohne Security feiern könne „Wir werden daraus Lehren ziehen und auch im Gespräch mit der Polizei abstimmen, wie das im öffentlichen Raum zu vermeiden ist“, so der Rathauschef. Die Polizei hatte auch schon am Sonntag mitgeteilt, dass es beim Marktplatzfest zu mehreren Einsätzen gekommen sei. Auf NT-Nachfrage konkretisiert Erster Polizeihauptkommissar Roland Heldwein die Zahl. „Es waren vier Körperverletzungen, eine davon schwer“, erklärt der Chef der Polizeiinspektion Waldsassen. Bei der schweren Körperverletzung hätten zwei Personen auf eine andere Person eingeschlagen. Mehr könne er noch nicht dazu sagen, da die Polizei noch Beteiligte und Zeugen befragen müsse. Quelle: Der neue Tag / onetz.de