Demenz kann jeden treffen
– sei es, dass jemand selbst
einmal darunter leidet oder
ein Angehöriger. Deshalb
ist es wichtig, über die
tückische Erkrankung zu
informieren und Betroffenen
mit Offenheit zu begegnen
und sie zu unterstützen.
Kemnath. (jzk) Mit der ersten bayerischen Demenzwoche soll die gesamte Bevölkerung erreicht und landesweit für das Thema Demenz sensibilisiert werden. Dabei soll Interesse geweckt und auf die vielfältigen Betreuungs- und Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen aufmerksam gemacht werden.
Auch das Seniorenzentrum Haus Falkenstein beteiligte sich an dieser Aktion. Am Samstagnachmittag konnten sich Bürger in der „Hutzastubn“, der Tagespflegeinrichtung, drei Stunden lang über Demenzerkrankungen informieren und sich von Fachkräften kostenlos beraten lassen. Leiterin Nina Erdwich, Altenpflegefachkraft Alexandra Beyer sowie die beiden Gerontofachkräfte Andrea Uhl und Ilse Witt unterhielten sich mit den Gästen und beantworteten ihre Fragen.
Weitere Tagespflegeplätze
Erdwich freute sich, auch BRK-Kreisvorsitzenden Franz Stahl, Claudia Heier, Leiterin des Seniorenzentrum Haus Falkenstein, und den stellvertretenden Pflegedienstleiter Kevin Wienerl begrüßen zu können, ebenso die beiden Pfarrer Thomas Kraus und Dirk Grafe. „Das Seniorenzentrum in Kemnath ist die Vorzeigeeinrichtung für unsere Region“, betonte Stahl. Das liege auch am engagierten Fachpersonal, das sich intensiv um pflegebedürftige Menschen kümmere. „In nächster Zeit werden auch in Tirschenreuth und in Erbendorf Tagespflegeplätze geschaffen“, gab er bekannt.
Bei einer Führung durch die Räumlichkeiten stellte Erdwich die Tagespflege mit zwei fachlich versierten Präsenzkräften und vier examinierten Pflegefachkräften vor. Die „Hutzastubn“ sei auf 18 Gäste ausgerichtet, barriere- und rollstuhlgerecht sowie speziell für demenzkranke Menschen eingerichtet. „An manchen Tagen sind wir fast ausgebucht“, berichtete die Leiterin. Ab 8 Uhr könnten die Gäste gebracht werden. Nach einem Frühstück laden die Betreuungskräfte zu aktivierenden Angeboten wie Zeitungsrunde, Gedächtnisübungen, Gymnastik, Lesen, Kochen oder Backen ein. Jeder Gast könne bestimmen, welches Angebot er annehmen möchte. Nach einem Mittagessen könnten die Gäste in den beiden Ruheräumen oder in einem Ruhesessel Mittagsschlaf machen.
Nach dem Nachmittagskaffee mit Kuchen gebe es weitere Angebote wie Basteln, Kegeln, Spazierengehen, Singen bekannter Lieder, Lesen am Brunnen, Gehen auf dem Barfußpfad oder Rätsel lösen. Nach dem Abschiedsritual um 16 Uhr werden die Gäste vom Fahrdienst oder von ihren Angehörigen zurückgebracht.
Soziale Kontakte reißen ab
„Wie erkennt man eine Demenzerkrankung?“ und „Wie soll man mit Demenzkranken umgehen?“ waren Fragen, die an die qualifizierten Fachkräfte gestellt wurden. Diese schilderten den Verlauf einer Demenzerkrankung: „Im Anfangsstadium sind sich die Betroffenen noch ihrer Defizite bewusst und versuchen, sie zu vertuschen und ziehen sich zurück. Die sozialen Kontakte werden immer weniger.“ Im Laufe der Erkrankung nähmen Erinnerungsfähigkeit, Konzentrations- und Denkvermögen immer mehr ab. Später könnten Angstzustände, Halluzinationen, Aggressivität oder ständige Unruhe hinzukommen. Die Betroffenen seien allmählich nicht mehr in der Lage, alltägliche Verrichtungen zu meistern. Die Vergangenheit werde zunehmend bedeutender als die Gegenwart.
Aus ihrer Erfahrung gaben die Fachkräfte Tipps im Umgang mit Menschen mit Demenz. Man solle den Menschen so annehmen, wie er sei. „Begegnen Sie ihm dort, wo er in seiner Erinnerungswelt gerade ist und versuchen Sie, seine Gefühle zu erreichen, indem sie sensibel und geduldig mit ihm umgehen.“ Klar und deutlich sprechen, kurze, einfache Sätze formulieren, Pausen einlegen und das Gesicht zuwenden, damit die Bewegung des Mundes zu sehen ist, waren Ratschläge für Gespräche mit Demenzkranken. Wer wollte, konnte kostenloses Informationsmaterial mit nach Hause nehmen.
Bei Kaffee, alkoholfreien Getränken und selbst gebackenem Kuchen konnten die Besucher über Demenzerkrankungen und Themen im Rahmen der Pflege informieren und sich individuell beraten lassen. Gleichzeitig hatten sie die Möglichkeit, die Einrichtungen zu besichtigen.
Quelle: Der neue Tag / onetz.de