Erst hat ein Mann einen Herzinfarkt, dann erleidet eine Frau einen Schock und Verbrennungen. Zu allem Unglück stürzt auch noch ein Feuerwehrmann ab, und ein junges Mädchen wird regungslos im Bad aufgefunden. Und all das ist eigentlich gar nicht schlimm.
Tirschenreuth/Karlsbad. (wro) Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist beim BRK und den Kollegen vom tschechischen Roten Kreuz längst kein Fremdwort mehr. Der Grundstein für eine intensivere Kooperation wurde bereits vor einigen Monaten gelegt. Mehr und mehr nimmt die beiderseitige Zusammenarbeit inzwischen Formen an, wie nun in Karlsbad festzustellen war.
Ein Unglück selten allein
Unterschiedlicher und turbulenter konnten die Szenarien, die sich an diesem ereignisreichen Tag für die grenzüberschreitenden Rettungsteams boten, wohl kaum sein. Ein Mann war in einem geschlossenen Raum plötzlich zusammengebrochen. Diagnose: Herzinfarkt. Nur wenige Augenblicke später ereilten die Hilfskräfte drei weitere schockierende Alarmierungen: Eine Frau hatte durch Alkoholeinfluss einen anaphylaktischen Schock und Verbrennungen am offenen Feuer erlitten. Aus großer Höhe war ein Feuerwehrmann abgestürzt. Der schwer verletzte Mann musste dringend notversorgt werden. Ebenfalls nichts Gutes verhieß auch der vierte, an diesem Tag letzte Alarm: Ein junges Mädchen wurde regungslos im Badezimmer aufgefunden.
Das Positive daran: Jeder der vier Notfälle war nur gestellt und frei erfunden. Sie gehörten zu einem tagesfüllenden Lehrgangsprogramm beider Hilfsorganisationen. Der "Welt der Rettungskräfte" - auch "Übung Salvator" - genannte Aktionstag wurde von tschechischen Projektpartnern der Universität Pilsen und des dort ansässigen Rettungsdienstes organisiert. Von bayerischer Seite nahmen Teilnehmer aus den BRK-Kreisverbänden Amberg-Sulzbach, Cham und Tirschenreuth, sowie Dieter Hauenstein vom BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz und Dr. med. Andreas Dauber (Chefarzt Zentrale Notaufnahme am Klinikum Weiden) teil. Als bayerische Beobachter waren zur Stelle: Manfred Aschenbrenner, Robert Konrad, Josef Ott und Daniela Owerdieck (Team Gü-RD) sowie Herbert Winkler und Erwin Steiner (BRK-Kreisverband Tirschenreuth).
Ein besonderes Augenmerk lag auf der Versorgung der Notfallpatienten. Weiterer Bestandteil der Ausbildung waren aber auch der Patiententransport, die Dokumentation und die Übergabe der zu Unfallopfer an die Notfallkliniken. Die Zusammenarbeit der jeweils vier tschechischen und bayerischen Einsatzteams klappte trotz sprachlicher Barrieren ausgezeichnet. Als besonders hilfreich erwiesen sich dabei die eigens für diesen Zweck ausgearbeiteten Piktogramme.
Unterschiedlich gearbeitet
Ziel des Projekts war die Ermittlung der Rahmenbedingungen der Rettungsdienstsysteme, um daraus geeignete Bedingungen für einen grenzüberschreitenden Rettungsdienst in Bayern bzw. in der westböhmischen Region schaffen zu können, so war aus Kreisen des Kompetenz- und Koordinierungszentrums Grenzüberschreitender Rettungsdienst aus Furth im Wald der BRK-Landesgeschäftsstelle zu erfahren. Ebenfalls im Fokus standen die unterschiedlichen Arbeitsweisen, sowohl in der Versorgung der Notfallpatienten, als auch bei der Patientenübergabe in den Kliniken.
Die Übung wurde bewusst nicht als Wettbewerb durchgeführt. Es ging nicht darum, einen Sieger zu ermitteln. Erfahrungen konnten vertieft werden. Besonders wertvoll war auch der Blick über den Tellerrand, um die Versorgungsstrategien des Nachbarn kennenzulernen.
Quelle: Der neue Tag / onetz.de