· Pressemitteilung

Wörterbuch hilft Leben retten

Birgit Seelbinder und die Mitglieder der Arbeitsgruppe präsentieren stolz das neue „Praxiswörterbuch Rettungsdienst“. Bild: exb

Was heißt Drehleiter auf Tschechisch? Wohl dem, der im Brandfall eine "oto?cný ?zeb?rik" von den Nachbarn anfordern kann. Nun gibt es für den grenzüberschreitenden Rettungsdienst ein nützliches Wörterbuch.

 

Marktredwitz. (exb) Bereits 2010 hat die Euregio Egrensis das "Praxiswörterbuch Feuerwehr" herausgegeben, das bei grenzüberschreitenden Einsätzen wertvolle Dienste leistet. Erst vor wenigen Wochen hat sich gezeigt, wie wichtig es ist: Zur Bekämpfung des Feuers in einem Reihenhaus in Marktredwitz wurde die 42 Meter lange Drehleiter aus dem tschechischen Karlsbad angefordert. Da reichte es eben nicht, ein "Feuerwehrfahrzeug - hasi?cské vozidlo" zu ordern. Es musste schon eines mit "Drehleiter - oto?cný ?zeb?rik" sein.

 

Auch der Einsatz am Brandort selbst funktioniert besser, wenn die Kommunikation zwischen den tschechischen und den deutschen Rettern nicht an Fachbegriffen in der jeweiligen Sprache scheitert. Birgit Seelbinder, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Bayern der Euregio Egrensis, betonte, wie unmittelbar solche Praxiswörterbücher helfen: "Wir kümmern uns nicht nur um längerfristige Themen wie Kultur, sondern richtig um hard facts!", sagte sie bei der Vorstellung des neuen Wörterbuchs.

 

Diesmal geht es um den Rettungsdienst. Schon seit Jahren gibt es Vereinbarungen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Jetzt wird die sprachliche Barriere verkleinert, die sich in der Praxis immer wieder auftut. Für die Öffentlichkeit ist meist nur der medizinische Bereich bei einem Notfall sichtbar. Hinter dem Rettungsdienst steckt aber eine ausgetüftelte Organisation: Da geht es beispielsweise um einen präzisen Notruf und um die Ausrüstung eines Rettungswagens, um Katastrophenschutz und um die Verständigung von Angehörigen, wie Seelbinder schilderte.

 

Für die Erarbeitung des deutschtschechischen Wörterbuchs für den Rettungsdienst waren Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten erforderlich. So hat Dr. Peter Trstan seine Kenntnisse als Mediziner und tschechischer Muttersprachler einfließen lassen. Studiendirektorin Andrea Hielscher von der Europa-Berufsschule Weiden, Alexander Dietz, stellvertretender Geschäftsführer der Euregio und Tschechisch-Übersetzer, sowie die Tschechisch-Muttersprachlerin Monika Langová von der Euregio haben die Feinheiten der Begriffe rund um den Rettungsdienst erarbeitet. Dazu kam Heike Arndt vom Selber Büro Arndt Schatz, die eine aussagekräftige Grafik für die Symbole und Szenen entwickelt hat.

 

Auch das Rote Kreuz war dabei. So hat Robert Konrad mitgewirkt, der Projektleiter für den grenzüberschreitenden Rettungsdienst in Furth im Wald ist. Für die Integrierten Leitstellen, über deren Notrufnummer 112 Rettungsdienste, Feuerwehr und Katastrophenschutz gemeinsam alarmiert werden können, war der Leiter der ILS Nordoberpfalz, Herbert Putzer, beteiligt. Und Manfred Maurer, Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Tirschenreuth, hat seine Erfahrungen aus der Praxis einfließen lassen.

 

Die Fachleute haben sich acht Mal getroffen, berichtete Euregio-Geschäftsführer Harald Ehm. "Alle Teilnehmer haben das Projekt mit viel Herzblut und Zeitaufwand erarbeitet", bekräftigte Birgit Seelbinder. Robert Konrad und Manfred Maurer wiesen auf die hohe Praxistauglichkeit des Heftes hin. Die Leitstellen Bayreuth/Kulmbach sowie Hochfranken möchten es als PDF-Datei einsetzen. Im zweiten Halbjahr 2018 plant die Euregio Egrensis in einzelnen Rettungseinrichtungen eine Einführung in die tschechische Sprache und in die Arbeit mit dem Praxiswörterbuch geben. Denn bei Notfällen sollten die Retter das Heft nicht nur in der Hosentasche haben, sondern damit vertraut sein.

 

Quelle: Der neue Tag / onetz.de