Ein wichtiger Pluspunkt im Ort
Ein Netzwerk mit besonderer Qualität ist "Leben plus". Neben den Kontakten zu hilfreichen Partnern ist die Initiative ein unverzichtbares Stück Lebensqualität in der Stadt. Und die Nachfrage steigt.
Tirschenreuth. (ws) Bei der Gründung von "Leben plus" waren es vor allem die Senioren, die im Fokus der Initiative standen. Ihnen soll Unterstützung bei der selbstständigen Lebensgestaltung geboten werden. Neben den praktischen Maßnahmen, wie etwa die kostenlose Vermittlung von Handwerkern, hat aber auch der gesellige Moment an Bedeutung gewonnen. Gerade die gemeinsamen Begegnungen, etwa bei den Stadtspaziergängen, werden von den Teilnehmern geschätzt.
Anstieg bei Beratungen
Welchen Stellenwert die Arbeit von "Leben plus" einnimmt, konnte Quartiersmanagerin Cornelia Stahl bei der jüngsten Stadtratssitzung aufzeigen. Dabei gab es nicht nur für die neuen Mitglieder interessante Informationen. Der enorme Anstieg der Beratungen oder die Bemühungen für ein Familienzentrum wurden im Gremium sehr positiv aufgenommen.
Bei der Sitzung des Stadtrates erinnerte Cornelia Stahl an den Start von "Leben plus" vor vier Jahren. Die Bedeutung des sozialen Projektes unterstreiche auch die Aufnahme der Initiative in das Stadtentwicklungsprogramm von Tirschenreuth. Damit sollten Pluspunkte im Ort entwickelt werden und das Projekt zähle dazu. Zusammen mit dem Roten Kreuz hätte die Stadt dann "Leben plus" etabliert. Zu den vordringlichen Aufgaben zähle dabei die Unterstützung bei den Lebensbedingungen der Senioren, bei Fragen des alltäglichen Lebens. Aktuell hat Cornelia Stahl ein Netzwerk aus 44 Partnern geschaffen, mit Handwerkern, Pflegediensten und Dienstleistern sowie engagierten Ehrenamtlichen "Wenn viele das Netzwerk unterstützen, wird es ein echter Mehrwert für Tirschenreuth", beschrieb Cornelia Stahl das soziale Projekt. Gerade die unentgeltlichen Helfer, die etwa bei Fahrdiensten mit tätig würden, bezeichnete die Quartiersmanagerin als die "Goldstücke" ihrer Organisation. Aktuell kann Cornelia Stahl auf 24 dieser "Goldstücke" zurückgreifen.
Förderung von sozialen Kontakten
Wichtig seien die Helfer etwa bei den Stadtteilspaziergängen, einer besonders erfolgreichen eigenen Aktion von "Leben plus". Neben der Erkundung des Ortes würden die Spaziergänge auch die sozialen Kontakte fördern. Großen Zuspruch finde auch das Bewegungsangebot für Körper und Geist 60 plus.
Ohne finanzielle Unterstützung lässt sich das soziale Projekt nicht umsetzen. So haben sich in den ersten beiden Jahren das Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration mit 40 000 Euro und die Stadt mit 17 300 Euro die Kosten aufgeteilt. Im Februar 2018 hätte die Stadt beschlossen, das Projekt nach Auslaufen der Förderphase allein unbegrenzt fortzuführen und zur festen Institution zu machen. Seit Juli 2018 setze sich das Jahresbudget aus 24 000 Euro Stadtanteil und 15 000 Euro aus dem Städtebauförderprogramm zusammen.
In einer Rückschau auf 2019 erinnerte Cornelia Stahl an den hervorragend besuchten Handy-Workshop für Senioren und natürlich die acht Stadtspaziergänge mit insgesamt fast 300 Teilnehmern. Als "Herzstück" ihrer Tätigkeit bezeichnete die Quartiersmanagerin aber die Beratungen und Vermittlungen. Seien zum Start 2016 insgesamt 51 Termine notiert worden, verzeichnete "Leben plus" vergangenes Jahr 905 Beratungen und Vermittlungen. Dabei hätte sich das Angebot gerade in der Corona-Zeit bei der Versorgung der Menschen bewährt.
Besonders erwähnte Cornelia Stahl die Idee des "Elternkaffees", bei dem einmal im Monat Eltern mit ihren Kleinkindern die Gelegenheit zum Kennenlernen geboten werden sollte. Dabei hätten auch Mitarbeiterinnen von Caritas oder Koki dabei sein sollen. Doch bereits bei den ersten Planungen zeigten weitere Stellen Interesse, mit dem Ziel ein "Familienzentrum" zu schaffen. Die weiteren Schritte seien jedoch Corona zum Opfer gefallen, bedauerte die Quartiersmanagerin. Zu den herausragenden Terminen im laufenden Jahr zählte Cornelia Stahl am 22. Juli den Umzug der Geschäftsstelle in Räume im "Haus Elisabeth". Die offizielle Einweihung mit Bischof Rudolf Voderholzer sei aber erst im September geplant.
Personelle Aufstockung
Bürgermeister Franz Stahl sah den Sozialbereich im Ort mit "Leben plus" in einer sehr guten Situation. Für das Projekt "Familienzentrum" konnte sich Stahl Räume in der geplanten Tagespflegeeinrichtung in der Dammstraße vorstellen. Mit Blick auf das umfangreiche Tätigkeitsfeld von "Leben plus" wusste Stahl, dass dies alles künftig nicht mehr mit einer Halbtagskraft zu bewältigen sei. Deshalb sollte über eine personelle Aufstockung nachgedacht werden. "Die soziale Arbeit von ,Leben plus' ist für die Stadt unbezahlbar", bescheinigte Huberth Rosner (CSU).
Alfred Scheidler fragte nach, ob "Leben plus" auch für kleinere Gemeinden vorstellbar wäre. Hier würden sich die Nachbarschaftshilfen besser eignen, erläuterte Cornelia Stahl. Wie seine Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat bestätigten auch für Gunar Prauschke (SPD) die Zahlen im Bericht der Quartiersmanagerin die Notwendigkeit von "Leben plus". Die Initiative für die Familien beurteilte auch Prauschke als eine gute Idee.
Quelle: Der Neue Tag / www.onetz.de