Nachtschicht mit Abgeordnetem
MdL Tobias Reiß blickt bei "Aktion-Rollentausch" Seniorenheim-Personal über die Schulter
Kemnath. Die Aktion Rollentausch ist Teil des Forum Soziales Bayern, das sich seit seiner Gründung 2005 zum Ziel gesetzt hat, den Dialog zwischen Wohlfahrtsverbänden, Politik und Wirtschaft zu vertiefen. Die Notwendigkeit der sozialen Arbeit und Pflege soll mehr in die öffentliche und politische Wahrnehmung gerückt werden. Auch das BRK-Seniorenheim "Haus Falkenstein" in Kemnath nimmt an dieser Aktion teil.
Verständnis schaffen
So war der Landtagsabgeordnete Tobias Reiß eingeladen worden, sich ein Bild von der Situation in der stationären Altenpflege zu machen. Um nicht nur ein oberflächliches Bild von der Arbeit im Seniorenheim zu erhalten, erklärte sich der Abgeordnete bereit, eine komplette Nachtschicht mit den Pflegekräften zu begleiten. Heimleiter Werner Weiß begrüßte diese Bereitschaft, da das eigene Erleben im Gedächtnis bleibt und unmittelbar berührt. Das persönliche Gespräch mit Mitarbeitern und Heimbewohnern schafft Verständnis für die Situation der Menschen mit ihren Problemen und den sozialen Einrichtungen.
Altenpflegerin Maria Rippl und Pflegehelferin Regina Nickl nahmen ihren Assistenten bei der Übergabebesprechung am Abend in Empfang. Tobias Reiß zeigte sich sehr interessiert an den Schwerpunkten der verantwortungsvollen Tätigkeit für die überwiegend pflegebedürftigen Senioren. Bei Bewohnern, die ihr Einverständnis erklärt hatten, machte der Abgeordnete sich auch ein Bild von den Pflege- und Betreuungstätigkeiten während der Nachtschicht. Sichtlich beeindruckt von der angenehmen Atmosphäre schilderte er seine Erfahrungen am Morgen beim Gespräch mit Heimleiter Weiß. "Ihr habt ja lauter liebe Menschen hier im Heim" freute er sich über die dankbaren Rückmeldungen der Heimbewohner, wenn die Schwester ins Zimmer kam. Überrascht war er darüber, das jeder einzelne Handgriff und jede Beobachtung genau dokumentiert werden muss. "Die Nacht war zwar sehr anstrengend, aber ich habe gesehen, dass immer Zeit blieb für ein gutes Wort".
MdL Reiß zeigte sich auch überzeugt, dass der Stellenwert der Altenpflege mit seinen vielfältigen und hochprofessionellen Anforderungen deutlicher in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden müsse. In den größeren Städten ist jetzt schon erkennbar, dass es immer schwieriger wird, gut ausgebildete Fachkräfte für die Altenpflege einstellen zu können. Eine Entwicklung, die auch in der Region seine Auswirkungen aufzeige. Der Entschluss des BRK-Kreisverbandes Tirschenreuth, in seinen stationären Einrichtungen die Zahl der Ausbildungsplätze in diesem Jahr zu verdoppeln, sei daher richtungsweisend.
Fordernd und interessant
Altenpflege sei zwar ein sehr forderndes, aber auch sehr interessantes und erfüllendes Berufsfeld, wie er sich selbst eingehend überzeugt hatte. Der Abgeordnete wollte allen Entscheidungsträgern empfehlen, sich ebenfalls selbst ein eingehendes Bild von der Auswirkung politischer Vorgaben bei den Menschen zu machen, die unmittelbar davon betroffen sind. Die Aktion Rollentausch der Landesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrtspflege und des Sozialministeriums sei eine geeignete Plattform dafür, wovon er sich selbst überzeugt hatte.